Was ist Selbsterforschung?

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Was dich erwartet, ist die große Selbsterforschung. Sie beginnt mit der Frage: Wer? Und sie endet mit der Frage: Wer?

Selbsterforschung lässt dich das erkennen, was real ist, und von dem unterscheiden, was nicht real ist. Selbsterforschung erforscht zunächst Gedanken und dann den Ursprung von Gedanken. Gedanken machen dein Ich aus. Das Ich besteht nur aus Gedanken. Und du lebst, jeder Mensch lebt in dieser Welt von Gedanken, ohne den Quell dieser Gedanken zu kennen, ohne den Quell dieser Gedanken erforscht zu haben. Der Quell des Gedankens Ich ist der gleiche Quell, der das ganze Leben hervorbringt. Und dieser Quell ist zugänglich, verfügbar, einfach. Richte die Aufmerksamkeit also auf den Ursprung eines Gedankens.

Das Ich ist wie eine Seifenblase, eine eigene Welt, in der du glaubst zu leben, und die dich die Realität gar nicht sehen lässt. Weil diese Seifenblase wie ein Schleier ist, wie ein hauchdünner Schleier über der Realität, der so dünn ist, dass du den Unterschied nicht mehr kennst, zwischen den Vorstellungen des Ich-Gedankens und der Realität selbst. Du brauchst eine Schärfe des inneren Sehens, um diesen Gedanken Ich in all seinen Facetten zu sehen. In Wirklichkeit ist es immer das Gleiche, der Gedanke Ich. Und dann folgt: Wer bin ich?

Stell dir vor, du warst ein Leben lang kurzsichtig und hast die Welt unscharf wahrgenommen, die Gesichter der Menschen, die ganze Welt. Und plötzlich reicht dir jemand eine Brille, und die erste Reaktion ist Erschrecken: Oh, mein Gott! Das geschieht in der Selbsterforschung. Es liegt ein Erschrecken darin, plötzlich alles in der Schärfe und Abgegrenztheit der inneren und äußeren Konturen zu sehen. Die Unschärfe, die auch für einen Gefühlszustand steht, ein dumpfes Wohlgefühl, weicht plötzlicher Ernüchterung. Es ist, wie wenn du aus einem Rausch, aus einem Traum aufwachst und plötzlich in der Nüchternheit der Realität dir selbst ins Auge schaust.

Der Weg der Selbsterforschung, kümmert sich nicht um spirituelle Konzepte, es ist die direkte Erforschung, nackte Erforschung der Realität, augenblicklich. Damit das geschehen kann, muss erst der Stolz falschen Wissens brechen, und das ist besonders für diejenigen schwierig, die sich so viel angeeignet haben. Nichts kann erforscht werden, nichts kann gesehen werden, nichts kann erfüllt werden, wenn du zulässt, dass das, was dein Geist sich angeeignet hat, dazwischen tritt, zwischen dich und das, was du in diesem Moment erforschen willst. Wenn nichts mehr zwischen dir und dem steht, offenbart sich wahres Wissen.

Das Leben ist unberührt von diesem denkenden Geist und es geschieht ohnehin genauso, wie es bestimmt ist zu geschehen, ob du daran leidest oder nicht. Das Leben ist völlig unberührt von dieser Welt der Gedanken. Die Seifenblase zerplatzt in der Realisation der Selbsterforschung. Und was davon übrig bleibt ist nichts, überhaupt nichts.

Diese Tradition der Erforschung des Ursprungs des Gedanken Ich seit Ramana Maharshi nennt sich auch die stille Tradition . Es ist die Tradition der Übermittlung des stillen Geistes. Jeder Geist, der still geworden ist, ist in Frieden. Und diese Stille ist keine betäubende Stille, keine Stille, die irgendwelche Unannehmlichkeiten ausschließt. Nein, es ist die Stille, die hinter allem und in allem ist. Erinnere dich wieder dieser Stille! Du hast lange genug mit dem Lärm der Welt gelebt, innen wie außen. Stille ist immer da, und sie ist vollkommener innerer Frieden. 

Artikel OM C. Parkin, 2003
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