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DARSHAN MIT OM C. PARKIN, 03.06.2009 STRASSBOURG

Quelle: Dies ist ein um ca. 30 % gekürzter Auszug aus dem Darshan mit OM C. Parkin in Strassbourg am 03.06.2009

Der vollständige Darshan ist als Audio erhältlich im Online-Shop von advaitaMedia.

OM     Es ist jetzt genau 19 Jahre her, da bin ich meinem Lehrer begegnet. Man weiß nie, wie der Lehrer kommt. Er kann durch die menschliche Form kommen, er kann aber auch durch Ereignisse eintreten. In meinem Fall war es ein schwerer Unfall mit dem Zustand des klinischen Todes, sodass ich sagen kann, der Lehrer ist aufgetreten als der Tod. Der Tod ist des Menschen Feind. Er ist des Menschen Feind, weil sie annehmen, dass er ihnen das Leben raubt, weil sie glauben, dass er ihnen das Liebste nimmt, sodass die meisten Menschen mindestens im Unterbewusstsein eine große Anstrengung lebenslang unternehmen, um diesem Tod zu entrinnen oder ihn zumindest soweit hinauszuzögern wie möglich. Meine Begegnung mit dem Tod war unfreiwillig, sodass ich der Begegnung nicht ausweichen konnte. Wenn der Tod das Leben des Menschen raubt, oder wenn er das raubt, was der Mensch für sein Leben hält, und wenn dieser Moment bei vollem Bewusstsein geschieht, dann ist dieser Tod der Eintritt in das ewige Leben. Das ewige Leben ist kein theoretisches Konzept, weder der christlichen noch sonst einer Religion, sondern das ewige Leben ist ein symbolischer Begriff für eine Erfahrung, die jeder Mensch in diesem Leben haben kann. Es ist falsch, es eine Erfahrung zu nennen, weil es nicht mehr zeitlich gesegnet ist. Das, was ich das ewige Leben nenne, ist das wahre Wesen des Menschen. Wenn der Mensch seine Wahrnehmung durchdringt, die ihn in der Sinneswelt, in der geistigen Welt festhält, dann ist das ewige Leben das, was bleibt. Und weil das ewige Leben nicht in der Zukunft zu finden ist, auch nicht in der Vergangenheit, auch nicht in der Gegenwart, sondern nur jetzt. Das heißt, während wir hier sitzen, ist der einzige Unterschied zwischen diesem Organismus und den meisten anderen die hier sitzen, der, dass in diesem Organismus das Bewusstsein des ewigen Lebens existiert. Alle Weisheitstraditionen, gleich welcher Färbung, berichten davon, dass der Mensch, um frei zu sein von seiner Konditionierung, frei von seiner persönlichen Geschichte, frei von Vergangenheit und auch frei dem Gefängnis des Körpers, dass dieser leidenschaftliche Mensch, der sich selbst erkennen möchte, eine Begegnung mit dem Tod benötigt, und diese Begegnung wird in den Weisheitstraditionen „der kleine Tod“ genannt. Das ist der Tod während dieser Organismus am Leben ist. Der Tod holt jeden Organismus. Aber der Unterschied zwischen der Masse der Menschen und sehr wenigen Menschen ist der, dass die Masse der Menschen unfreiwillig vom Tod geholt wird, und dass es sehr wenige gibt, die diesen Tod freiwillig aufsuchen. Ich spreche nicht vom körperlichen Tod und von Selbstmord. Das ganze Thema des Todes und die Kraft des Todes werden häufig im Bewusstsein der Menschen auf den Körper projiziert. Viele Menschen haben das Bedürfnis, in Frieden zu sterben. Und es gibt beispielsweise in Deutschland immer mehr Hospize, die eben diese Absicht verfolgen, den Menschen einen friedlichen Tod zu ermöglichen. Aber aus der Sicht der Weisheitslehre ist das eigentlich immer noch am Thema vorbei. Denn der Tod, um den es geht, ist nicht der körperliche Tod. Es ist nicht der körperliche Tod, der den Menschen frei macht. Kaum jemand hat Erfahrung von dem was nach dem körperlichen Tod geschieht. Aber die großen Weisheitslehren berichten davon, dass der Geist dieses Menschen durch den körperlichen Tod nicht stirbt. Der Geist des Menschen lebt weiter, solange, bis er erlöst wird durch Erkenntnis. Ein Mensch, der frei sein möchte, der die Leidenschaft in sich trägt, muss seine Haltung dem Tod gegenüber um 180° wenden. D.h., der Tod ist nicht mehr mein Feind, der Tod erweist sich als Lehrer, der die Tore öffnen kann zum ewigen Leben. Wenn wir die Augen öffnen, werden wir sehen, wo und in welchen Formen uns die Kraft des Todes begegnet. Nehmen wir ein praktisches Beispiel: Ein Mann und eine Frau führen eine Ehe und lieben sich seit vielen Jahren. Eines Tages taucht eine Geliebte auf. Wir wissen nicht, woher sie kommt oder wer sie geschickt hat. Aber es ist möglich, aus einer sehr anderen Perspektive, sie als eine Maske einer unpersönlichen Kraft zu erkennen, nämlich als der Tod selbst. Der Tod kommt immer dann, wenn etwas sterben muss und sterben will. Doch wenn wir dieser Kraft begegnen, ist die Reaktion der meisten Menschen Abwehr, Krieg, Kampf, Zurückweisung. Und diese Haltung führt weder zu Erkenntnis noch zu einer Begegnung. Der kleine Tod, der Tod während des Lebens, der freiwillige Tod, ist der Tod, der den Menschen das Leiden nimmt. Wenn Menschen mir immer wieder von ihrer Angst vor dem Tod berichten, dann frage ich sie „Schau genau hin, was Du zu verlieren hast“. Solange ein Mensch glaubt, viel zu verlieren zu haben, kann er diese Begegnung nicht vollständig zulassen. Die wenigen Menschen, die wirklich und vollständig frei geworden sind, sind diejenigen, die im vollständigen Bewusstsein waren, dass sie nichts mehr zu verlieren haben. Wem also seine Familie wichtiger ist als seine Freiheit, seine Kinder, sein Geld, seine Habseligkeiten, oder auch all das Wissen, das er im Laufe seines Lebens angesammelt hat, und wer all das höher einschätzt als die Möglichkeit, all das zu verlieren und frei zu sein, derjenige hat zu viel zu verlieren, und derjenige ist nicht bereit alles zu gewinnen. Ich sage zwar den Menschen immer wieder, dieser innere Weg ist ein Weg, auf dem du alles verlierst und nichts gewinnst, und das kaum jemand auf Anhieb attraktiv findet, aber es ist auch nur die halbe Wahrheit. Denn die Wahrheit ist, dass du alles gewinnen kannst, denn es gibt nichts, was die Erkenntnis des wahren Wesens deiner selbst ersetzen könnte. Es gibt kein Glück der Welt, das die Glückseligkeit der Erkenntnis der Seele des Menschen ersetzen könnte. Die Glückseligkeit des ewigen Lebens. Fragen wir uns noch einmal genauer, was es eigentlich ist im Menschen was zu sterben hat. Es gibt eine Kraft im menschlichen Organismus, die ihm eine Realität vermittelt, dass er ein abgetrenntes Wesen ist. Dass er ein Individuum ist, dass er einen Namen trägt, dass er ein bestimmtes Alter hat, dass er eine Frau oder ein Mann ist, französisch oder deutsch, usw. Geben wir dieser Kraft einen anderen Namen. Nennen wir sie Ich. Im Französischen einfach nur zwei Buchstaben: JE. Im deutschen drei. Zwei oder drei Buchstaben, die für die ganze Welt stehen, die für ein ganzes Universum stehen. Alle Menschen leben wie selbstverständlich in dem Universum, das sich Ich nennt. Es ist Ich und meine Welt, es ist Ich und meine Beziehung, Ich und mein Land, Ich und meine Kultur, Ich und meine Frau,  Ich und mein Mann, Ich und meine Vergangenheit. Was auch immer ich für Beispiele gebe, alles fängt mich Ich an. Aus unerfindlichen Gründen gibt es allerdings wenige Menschen, die auf die Idee kommen, dass dieses Ich möglicherweise so etwas wie ein Traum sein könnte, in dem sie eingeschlafen sind, ein Traum, der ihnen vom Moment ihrer Geburt an eingetrichtert worden ist. Viele Menschen haben manchmal in ihrem Leben den Eindruck, irgendetwas stimmt nicht mit diesem Ich und fragen sich für Momente „Bin ich das überhaupt?“ „Bin ich dieser Köper? Bin ich dieser Geist? Bin ich diese Gefühle? Bin ich diese Geschichte in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft?“ Schon als Kind tauchten in manchen Menschen diese Augenblicke auf, wo sie sich das fragten. Aber dann vergaßen sie die Frage wieder, und lebten weiter so als sei nichts gewesen. Und dann gibt es wenige Menschen, die der Gnade begegnen in diesem Leben, dem wahren Wissen zu begegnen in Form des einen Lehrers, und in dieser Begegnung wird das Ich und der Traum des Ichs zutiefst in Frage gestellt, und es findet eine Ermutigung statt zu forschen in der Tiefe, wer dieses Ich wirklich ist. Wer bin ich wirklich? Es ist eine Seltenheit in der Geschichte der Menschheit, dass Menschen ohne jede Vorbereitung mit dieser Frage aufgewacht sind, so wie es Ramana Maharshi geschehen ist mit 16 Jahren in Indien, der aus unerfindlichen Gründen plötzlich den Eindruck hatte sterben zu müssen, und eine unglaubliche Angst überkam ihn, und der mit der Frage „Wer stirbt eigentlich?“ in die Tiefe seiner selbst verschwand, um zu erkennen dass niemand stirbt, dass sein Wesen nicht stirbt. Und dass das vergängliche Leben, das durch die Sinne des Menschen gezeigt wird, nur ein Bild ist, ein dreidimensionales Bild. Aber dass die Menschen zunächst die Leinwand nicht sehen können, auf der dieses Bild projiziert ist. Weil man die Leinwand auch nicht sehen kann. Weil die Augen diese Leinwand auch nicht sehen können. Weil die Leinwand ein Bild ist für das was sieht, für das was sich bewusst ist, für das Bewusstseins selbst. Ein großer Weisheitslehrer hat einmal gesagt „Es kann ein Leben lang brauchen, um die Augen zu öffnen, aber es genügt ein Blitz um zu sehen.“ Das ist eine Aussage, die die Widersprüchlichkeit in sich trägt, dass wir jetzt sehen können, weil das was sieht, jetzt anwesend ist, und dass es dennoch für die Menschen einer Vorbereitung bedarf um zu sehen, um die Augen zu öffnen. Weil es eine Kraft gibt im Menschen, die dazu tendiert, die Augen zu schließen. Diese Kraft ist in jedem Menschen, und deswegen sprechen die Meister davon, dass der Mensch schläft, dass der Mensch eigentlich ein schlafendes Wesen ist. Morgens, wenn er aufwacht, schläft er ein. In gewisser Weise ist der des Nachts im Tiefschlafzustand seinem Wesen näher als tagsüber. Das Bewusstsein ist während des Tiefschlafs des Körpers im Einheitszustand, doch ist dieser Einheitszustand, er trägt keine Früchte, weil er nicht realisiert ist. Erst wenn dieser Einheitszustand realisiert ist, bei vollem Bewusstsein, dann durchdringt er die verschiedenen Zustände des Tages und der Nacht. Der kleine Tod ist der Tod, der dem Menschen etwas wegnehmen möchte. Er deutet auf das, was den Menschen zu einem persönlichen Wesen, zu einem Ich macht. Und es gibt nur eine Möglichkeit für die Freiheit, und das ist die, dass dieses Ich stirbt. Wir können kaum glauben, dass ein Mensch ohne Ich überhaupt leben kann und ich bin sicher, wenn ich eine kontroverse Diskussion mit einem Psychologen führe, wird auch der Psychologe behaupten, dass ein Mensch ohne Ich niemals leben kann. Weil er die Erfahrung nicht hat und weil er missversteht. Ohne Ich zu leben bedeutet nicht, völlig entwurzelt, verwirrt, in vollkommener Anamnese meiner Selbst durch die Welt zu taumeln, das Gegenteil ist der Fall. Das Ich ist eine Bewusstseinsbegrenzung des Menschen, und das, was sie als Ich bezeichnen, was im Wesentlichen der denkende Geist ist, ist eigentlich in der Evolution nur als eine vorübergehende Stufe der Entwicklung vorgesehen. Es stimmt, dass in einem Kind sich diese Ich-Identität entwickeln muss, und es gibt nur sehr vereinzelte Berichte von Menschen, die nie in diese Trennung von Gott gefallen sind, auch in der Kindheit nicht. Aber die Menschen bleiben in dieser Entwicklungsstufe stecken. Und erreichen nicht das Wesen des Transpersonalen, das Übersinnliche, die Weite des Bewusstseins, die alles durchdringt. Dafür muss etwas sterben. Und damit etwas sterben kann, muss ein Mensch, müsstest du an den Punkt kommen wo du bereit bist alles zu verlieren. Aber an den Punkt  kommst du nur, wenn die Leidenschaft für die Freiheit und die Wahrheit in dir größer ist als der Überlebenstrieb. Ja die meisten, eigentlich fast alle Menschen, selbst in unserer wohlhabenden Gesellschaft, werden immer noch vom Überlebenstrieb beherrscht. Es ist nicht mehr der Überlebenstrieb, der sich nur fürs Körperliche bedeutet, es ist auch ein emotionaler Überlebenstrieb, und ein geistiger Überlebenstrieb, der sich auf alles richtet, was du gesammelt hast und geworden bist. Ja wir haben Angst vor der Vernichtung, weil wir nicht wissen was ist nach diesem Tod. Und weil wir nicht glauben, dass etwas bleibt. Selbst der Glaube an Gott ist zwar ein Trost für viele Menschen, aber nimmt ihm meist immer noch nicht das letzte Quäntchen von Angst, die sie haben aus der Unwissenheit. D.h., dass wir das Vertrauen brauchen, den Weisheitslehrern der Generationen und den Mystikern zu vertrauen durch die diese Erfahrung geschehen ist und die davon berichten, dass sehr wohl etwas bleibt von dir. Und das was bleibt, ist nicht das was du kennst von dir. Es ist das was ich als dein wahres Wesen bezeichnen möchte, als das Selbst, das ewige Leben, das Sein selbst. Und darin ist alles enthalten, auch die vergängliche Welt. Das einzige, was darin nicht enthalten ist, ist all das, was der Mensch als seine Geschichte des Leidens beherbergt hatte. Mit anderen Worten, wenn mir Menschen mitteilen, was sie alles Angst haben zu verlieren, dann antworte ich meist „Was willst du? Alles was du verlieren kannst ist das Leiden.“ Aber es verlangt durchaus eine Lehre, um überhaupt erkennen zu können, was die Weisheitslehrer mit Leiden meinen. Denn das Leidensbewusstsein der meisten Menschen ist begrenzt und braucht Klärung. Und das was viele Menschen vielleicht als ihr Glück, ihren Rettungsanker, ihr letztes Hemd bezeichnen, ihre Sicherheit, das könnte das sein, was die Meister als Leiden bezeichnen. Aus der Sicht dieser Lehre ist Leiden das, all das, was den Menschen nicht vollständig eins sein lässt, alles das, was ihn annehmen lässt, ein individuelles, persönliches Wesen zu sein, das getrennt ist vom Sein, getrennt von Gott, getrennt vom Leben oder vom Tod. Gespalten. Und diese spaltende Kraft habe ich das Ich genannt, und dieses Ich ist der Geist. Im Deutschen gibt es eine Doppelbedeutung dieses Wortes. Also „mental et phantome“. Der denkende Geist und ein Phantom sind ein und dasselbe, und nur der ernsthafte Forschende findet dieses Phantom. Wir müssen tatsächlich dieses Phantom finden, ich mache keinen Scherz, wir müssen es finden und stellen. Wir müssen finden, wer oder was dieser Geist wirklich ist. Natürlich gibt es in unserer Kultur Wissen über diesen Geist, es gibt psychologisches und metaphysisches Wissen und es gibt ein sehr direktes Wissen, das in unserer Kultur nicht bekannt ist, und das ist das ganz direkte Wissen, das erlangt wird, wenn jemand, so wie Ramana Maharshi in der Lage ist, diesen Gedanken Ich zu verfolgen. Ramana Marharshi war tatsächlich in der Lage ohne jegliches psychologisches Wissen als 16-jähriger Junge, den Gedanken, den auftretenden Gedanken Ich, im Augenblick des Auftretens zurückzuverfolgen und zu seinem Ursprung. Und es gibt tatsächlich ein sehr komplexes Verstehen, wie oder wer dieser Geist ist und wie er funktioniert in der Psychologie und der Metaphysik, und es gibt ein sehr hohes Wissen durch die direkte Erfahrung des Ich-Gedankens. Denn tatsächlich besteht dieser Geist nur aus einem einzigen Gedanken. Wir haben nicht viele Gedanken oder hunderte, oder tausende Gedanken, diesen Eindruck haben die Menschen nur deshalb, weil sie in der Zeit leben und weil sie noch nicht gelernt haben, diesen einen Moment zu erfassen. Denn ein einziger Augenblick hat nur einen einzigen Gedanken, nicht zwei, nicht zehn, nicht hunderte. Um das zu sehen, muss dein inneres Auge geschärft werden, und deine Aufmerksamkeit sich vollständig nach innen wenden und Innenkehr betreiben. Du kannst dein Bewusstsein über diesen Gedanken erlangen und wahrnehmen, wie dieser Gedanke aufsteigt in dir. Es fängt bereits in dem Augenblick an, wo du morgens aufstehst, es gibt noch einen Augenblick im Halbschlaf, in dem du dir noch nicht bewusst bist, dass du so und so heißt, dass du all diese Schwierigkeiten hast mit deiner Familie usw. D.h., es gibt einen Augenblick, wo du noch gar nicht weißt wer du bist und dann mangels Aufmerksamkeit, weil du nicht wachsam bist, und weil dieser Vorgang absolut normal ist und jeden Morgen geschieht, setzt sich das Ich zusammen, und du gehst wieder als derjenige durch den Tag, der du auch gestern warst und vorgestern usw. Es gibt tatsächlich die Möglichkeit zu vergessen wer ich war. Ich kann tatsächlich vergessen wer ich war, ohne Anamnese, ohne Verluste von Bewusstsein, sondern nur durch Verlust einer Identität, die falsch ist. Denn es ist Dir und allen Menschen eine falsche Identität gelehrt worden. Es ist etwas was Du nicht bist, es ist etwas was nicht dein wahres Wesen ist, es ist etwas das durch ein Phantom namens Geist gelehrt wurde und immer noch wird. Wer frei ist von diesem Geist weil er erkannt hat, um wen es sich handelt, der ist ein freier Mensch, ein freies Wesen, durch den das ewige Leben scheint, und damit eine Unbeindruckbarkeit durch das Leben und den Tod. Ich kann also sagen, es ist mir gleich in diesem Augenblick, ob ich tot bin oder lebe, weil mein Selbst, das was ich bin, davon nicht berührt wird. Und erstaunlicherweise ist diese Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben und dem Tod keine Ablehnung des Lebens, keine Gleichgültigkeit in diesem Kennen im Sinne einer Abstumpfung. Es ist einfach das was dieser Begriff wirklich meint, dass beides gleichgültig ist, Tod und Leben. Und diese beiden Kräfte sind in dir, sie sind in jedem Moment in einem anderen Gleichgewicht. Du kannst dieses Gleichgewicht nicht beeinflussen. Und wenn du es nicht mehr beeinflussen musst, und nicht mehr die Illusion hast, du könntest es beeinflussen, dann bist du im Frieden. Im Frieden mit dir selbst, im Frieden mit dem Leben und dem Tod. Auch dann, wenn es schwierig ist, oder wenn dieser Körper Schmerzen hat. Denn Schmerzen wird dieser Körper immer wieder haben. Selbst im Bewusstsein des ewigen Lebens wird dieser Körper immer noch Schmerzen haben, aber es sind keine Schmerzen mehr, die dich hinabziehen, dich niederdrücken und zu einem Schmerz der Seele führen. Ein Mensch, der körperlich schwer krank ist, kann in diesem Sinne genau so glücklich sein wie ein Mensch, dessen Körper gesund ist. Das Glück der Seele steht jedem Menschen zu, ob er arm ist oder reich, ob sein Körper gesund ist oder krank. Aber er muss bereit sein, sich diesem Glück zuzuwenden, das meine Lehrerin, der ich nach dieser ersten Begegnung mit dem Tod begegnet bin - eine Lehrerin ist der indischen Tradition des Advaïta-  das Geburtsrecht des Menschen nannte. Es sei das Geburtsrecht des Menschen, so behauptete sie, dass der Mensch in diesem Leben die Chance nutzt zu erkennen wer er wirklich ist, um die absolute Freiheit der Seele zu erlangen. D.h., allen Menschen steht dieses Geburtrecht zu, aber es gibt nur wenige Menschen, die dieses Recht in Anspruch nehmen.

DARSHAN MIT OM C. PARKIN, 03.06.2009 STRASSBOURG
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