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Spirituelle Lehrer und andere bedeutende Persönlichkeiten im Licht von „Intelligenz des Erwachens“

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Text von Anama Frühling

Einführung

Diese kurze Darstellung der Auseinandersetzung, die OM C. Parkin in seinem neuen Buch „Intelligenz des Erwachens“ mit der Lehre anderer spiritueller Meister und Lehrer oder sonstiger wichtiger Persönlichkeiten führt, ist als eine Art, wenn auch sehr knapper und sich notgedrungen stark beschränkender, Leitfaden durch das überaus vielschichtige und umfassende Werk gedacht. Die Darstellung hält sich überwiegend sehr eng an den Text des Autors und gibt ihn wo immer möglich wörtlich wieder, was zugunsten der besseren Lesbarkeit nicht kenntlich gemacht wird. Die häufiger auftretende Notwendigkeit, größere ausführlich und differenziert ausgeführte Zusammenhänge auf das Allerwesentlichste zu beschränken, erforderte dazwischen auch immer wieder eigene Formulierungen und Zusammenfassungen nach bestem Wissen und Verständnis.

Obgleich Ramana Maharshi, Sri Poonjaji und Gangaji, die Lehrer der advaitischen Übertragungslinie, in der OM C. Parkin steht, am häufigsten zitiert werden, werden sie in dieser Darstellung nicht aufgeführt. Ihre Zitate haben mehr anekdotischen Charakter. Das von ihnen vertretene reine Advaita gehört sozusagen zum Grundgewebe oder Fundament seiner eigenen Lehre und vermittelt die letztendliche e i n e Wahrheit, mit der keine Auseinandersetzung möglich ist, die nicht aus-ein-ander-gesetzt werden kann. Das gilt auch für die gleichfalls sehr häufig zitierten christlichen Meister, Jesus Christus und Meister Eckhart oder für den Buddha in der buddhistischen Tradition, da Advaita sich nicht auf die traditionelle östliche advaita-Lehre beschränkt, sondern den tiefsten Kern einer jeden ernsthaften Tradition bildet.

OM C. Parkin vertritt wie auch andere Lehrer die Auffassung, dass die reine advaita-Lehre für den materialistischen westlichen Menschen zu hoch ansetzt. Dieser lebt wie Mariana Caplan (siehe Mariana Caplan) sagt, in einer „spirituellen Wüste“, betrachtet seinen individuellen Ich-Geist als das, was er ist, und verehrt den menschlichen Verstand als seinen Gott. Bevor er sich daher der Selbsterforschung nach Ramana Maharshi mit der Frage: „Wer bin Ich?“ widmen kann,  die auf das göttliche Selbst, auf das, was er wirklich ist, zielt, bedarf es einer vorbereitenden oder begleitenden psychologischen Arbeit, die seine geistige Konzeptwelt erforscht und ihm aufzeigt, was er nicht ist, so dass er seine falschen Selbstbilder aufgeben kann. Das geschieht in der „inneren Arbeit“ (siehe Almaas, Gurdjieff), die OM C. Parkin als „kleine Selbsterforschung“ bezeichnet.

Während der Osten sich intensiv der Erforschung der inneren Welten, der „inneren Wissenschaft“ widmete, konzentrierte sich der Westen seit der Aufklärung, die das von der Kirche dogmatisch festgelegte, auf Glaubenssätzen beruhende Weltbild aus den Angeln hob, auf die wissenschaftliche Erforschung der äußeren Welten. Die Erkenntnisse der Naturwissenschaften, besonders der Physik, führten in jüngster Zeit zu erstaunlichen Ergebnissen und Einsichten, die diejenigen der „inneren Wissenschaftler“ des Ostens vollkommen bestätigten.

Daher findet in „Intelligenz des Erwachens“ nicht nur eine  umfangreiche und differenzierte Auseinandersetzung mit bedeutenden Lehrern anderer Traditionen statt, sondern auch mit bedeutenden Geistes- und Naturwissenschaftlern. Aufgrund dieser Auseinandersetzung werden immer wieder Bezüge zwischen den inneren und den äußeren Welten hergestellt und nach sorgfältiger Prüfung wird eine Lehre oder werden Teile einer Lehre verworfen oder aber als nützliches und bereicherndes Element integriert, wie  z. B. unter anderen Ramesh Balsekars Konzept des denkenden und des arbeitenden Geistes, Almaas Theorie der Löcher und auf einer anderen Ebene Freuds Konzept von Ich und Über-Ich  oder auch  die Urknalltheorie der Weltraumphysik.                                                  

 

 

 A. H. Almaas, spiritueller Lehrer aus Kuwait, Begründer der Ridhwan Schule und des Diamond Approach

Der Autor zitiert A. H. Almaas mit seiner „Theorie der Löcher“, die besagt, dass das Leben eines gewöhnlichen Menschen zum Großteil aus einer Ansammlung scheinbarer innerer Löcher besteht und aus dem Versuch, diese durch die Befriedigung von Begierden und Bedürfnissen zu stopfen und damit eine künstliche Fülle zu erzeugen. Die Theorie der Löcher unterstreicht OM C. Parkins Aussage, dass der Mensch sich gewöhnlich sträubt, in die Leere einzutauchen, weil er zunächst den von den inneren Löchern erzeugten Mangel direkt erfahren muss, eine Erfahrung, die er jedoch mehr als alles andere scheut.

Die Theorie der Löcher, d. h. einer falschen inneren Leere, illustriert OM C. Parkins Lehre von den drei Steuerungszentren des Menschen, deren natürlicher Energiefluss häufig durch falsche Leere oder falsche Fülle behindert wird, und unterstützt sein Konzept der „inneren Arbeit“, die Almaas als eine „Rettungsleine für wirkliches Leben“ bezeichnet.

Der Autor stimmt jedoch in einer ausführlichen Fußnote mit der Kritik Ken Wilbers überein, dass Almaas in seiner Lehre der Prä/Trans-Verwechslung  (siehe Ken Wilber) erliegt, indem er die frühe Kindheit romantisiert und Formen relativer Essenz nicht von der eigentlichen ESSENZ unterscheidet.                                                         

 

 

AnandamayiMa, Indische Heilige und spirituelle Meisterin

AnandamayiMa gehört auch für OM C. Parkin unbestritten zu den sehr seltenen Ausnahmen, die von Kindheit an losgelöst von der Welt im Selbst ruhte und nicht den für das menschliche Bewusstsein notwendigen Entwicklungsweg über eine abgetrennte, isolierte Ich-Identität gehen musste. Ein Schüler von AnandamayiMa führt die relative Abwesenheit von Heiligen im Westen auf das mangelnde spontane Vertrauen westlicher Menschen zurück. Sie wird hier im Zusammenhang mit bestimmten Ernährungsgewohnheiten zitiert. Ihre Aussage: „Eure Reinheit ist meine Nahrung. Materielle Nahrung spielt eine ganz unbedeutende Rolle“ bestätigt die Auffassung des Autors, dass „die Unreinheit physischer Nahrung unbedeutend ist im Vergleich zur Unreinheit geistiger Nahrung.“                 

 

 

Aufklärer, Wissenschaftler, Philosophen

Die Epoche der Aufklärung, die im 17. Jahrhundert begann, leitete im westlichen Kollektiv einen Säkularisierungsprozess ein, der einen mythischen Glaubensgott zu Grabe trug, religiöse Wahnvorstellungen über Bord warf und den Menschen aus seiner „selbstverschuldeten Unmündigkeit“, „aus dem Unvermögen herausführte, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen“, wie Immanuel Kant es formulierte. Damit entstand das Fundament für eine neue menschliche Würde und relative Freiheit, und die Tugend der Nüchternheit wurde zur Grundlage wissenschaftlicher Methode.  Im Eifer der Aufklärung wurde jedoch nun die eigene Vernunft, der Verstand, der denkende Geist zum neuen Gott erhoben und schon bei Kant zeigte sich eine Blindheit gegenüber den Grenzen der sogenannten Vernunft. Diese Blindheit führte zu einer Vergottung des Rationalen und einer immer noch andauernden rationalen und materialistischen Weltsicht.

Ken Wilber weist daraufhin, dass Rationalität auch das Hinstreben des Geistes zum (göttlichen) GEIST ist, was jedoch nur unter der Bedingung gilt, dass sie sich ihrer Beschränktheit bewusst bleibt. Das ist jedoch so gut wie nie und auch in der Wissenschaft nicht der Fall. Kaum ein Wissenschaftler ist über den denkenden Geist hinausgelangt und sich über die Tatsache im Klaren, dass die Bewusstseinsstufe des Forschers seine Forschung bestimmt und begrenzt. Er ist sich seiner Unbewusstheit unbewusst. Der denkende Geist erzeugt ein begrenztes Weltbild, eine begrenzte Welt-Sicht, eine Realitätsverzerrung, die aus der Sicht des Autors nur auf einem inneren Weg durch innere Erforschung aufgelöst werden kann.

Auch den Hirnforschern fehlt die Bewusstheit über das, was der englische Physiker Peter Russell ihr „Metaparadigma“ nennt, ihre allen Forschungen zugrundeliegende und nie in Frage gestellte Annahme, dass die materielle Welt die reale Welt ist. Sie versuchen zu ergründen, wie und wo das Gehirn Bewusstsein, das die große Anomalie des materiellen Weltbildes darstellt, erzeugt. Ihre innere Überzeugung lautet nicht nur Materie erzeugt Geist, sondern darüber hinaus auch Materie erzeugt Seele und Materie erzeugt Gott.

OM C. Parkin betrachtet eine der von Kant postulierten „reinen Vernunft“ entspringende nüchterne wissenschaftliche Erforschung mittels Beobachtung und Experiment durchaus auch auf dem inneren Erkenntnisweg als das Mittel der Wahl. Wenn der äußere Wissenschaftler in die vollständige Objektivität forscht und der innere Wissenschaftler in die vollkommene Subjektivität, kommen beide in letztendlicher Konsequenz zu den gleichen Ergebnissen. Die Quantenphysik dringt so tief in das Objekt, in die Materie ein, dass diese sich auflöst. Der innere Wissenschaftler dringt so tief in das zunächst als Subjekt erscheinende Ich ein, dass das Subjekt sich mitsamt seinen Vorstellungswelten auflöst.

Ähnlich wie bei der Wissenschaft unterscheidet OM C. Parkin zwei Arten von Philosophie. Es gibt eine „Philosophie“ des denkenden Geistes, eine theoretische Philosophie, die er als Zweite Philosophie bezeichnet. Sie enthält Wissen und Konzepte aus zweiter Hand, konstruiert große theoretische philosophische oder theologische Denkgebäude, hat aber kein direktes Wissen um das SELBST. Sie kann außergewöhnlich klug sein, aber ist nicht weise. In diese Kategorie gehören nach Ansicht des Autors die gesamte universitär gelehrte Philosophie sowie die meisten bekannten Philosophen, darunter auch so unterschiedliche Denker wie Jürgen Habermas und Peter Sloterdijk.

Die erste Philosophie hingegen ist die ewige Philosophie, die philosophia perennis, die aus der Weisheit des Nicht-Wissens erwächst und universelles Wissen formuliert, das alle Kulturen und Zeitepochen durchdringt. Es gibt keine Instanz, die etwas weiß; daher stammt das Wissen aus erster Hand, aus dem no-mind, aus der Quelle des Nicht-Wissens, aus der Leere selbst. Sie ist nur am reinen Erfahrungsweg interessiert und ist die Grundlage der inneren Wissenschaft. In diese Kategorie gehören beispielsweise Jiddu Krishnamurti, Meister Eckhart, die großen Zen-Meister und selbst Ramana Maharshi.

 

 

Augustinus von Hippos, 4./5. Jht., Heiliger der römisch-katholischen Kirche, einer der Kirchenväter

Augustinus hat als einer der frühen Patriarchen, die das theologische Fundament der christlichen Lehre geschaffen haben, diese mit am stärksten geprägt und die Weichen dafür gestellt, dass sie sich immer weiter von der ursprünglichen Lehre Jesu entfernte. Sein Frauenhass, der nicht nur auf der biblischen Schöpfungs- und Sündenfallgeschichte  beruhte, sondern auch auf persönlicher Problematik, hatte ihren Anteil an der christlichen Abwertung der Frau als Ursünderin, als minderwertig und nicht wie der Mann Ebenbild Gottes. Sie hatte dem Mann zu dienen und wurde von Bildung und Lehre ausgeschlossen. In Leben und Lehre Jesu findet sich dagegen keinerlei Anzeichen für eine abwertende und ablehnende Haltung gegenüber der Frau. OM C. Parkin weist daraufhin, dass diese Abwertung nicht nur die äußere Frau betraf, sondern das Weibliche, die weibliche Seele, die weiblichen Kräfte schlechthin. Da in jedem Menschen weibliche und männliche Kräfte wirken, bedeutet dies, dass die Abwertung auch die weiblichen Kräfte im Mann betraf und dazu führte, dass die Kirche sich immer mehr zu einer lebensfeindlichen und machtpolitischen, von alten Männern geführten Institution mit erstarrten hierarchischen Strukturen entwickelte, die mit der Lehre Jesu und den urchristlichen Gemeinschaften nur noch wenig gemein hatte. In „Intelligenz des Erwachens“ wird aufgezeigt, wie sehr diese Abwertung des Weiblichen in die kollektive christliche Psyche eingedrungen ist und sich auch heute noch unheilvoll auswirkt.

Ein weiterer unheilvoller Einfluss ging von Augustinus Erbsündenlehre aus, die jeden Menschen mit einer auf den Sündenfall zurückgehenden angeborenen Schuld belegte, die immer noch das Unterbewusstsein des christlichen Kollektivs vergiftet, von der jedoch in den Lehren Jesu gleichfalls nie die Rede ist.

OM C. Parkin sieht in der christlichen Erbsündenlehre als Phänomen eines sich über Generationen „weitervererbenden“ denkenden Geistes  aber auch eine Entsprechung zum östlichen Karma-Gedanken, zum Bild des karmischen Rades, das sich weiterdreht.                              

                                                                                                                                

 

Ramesh Balsekar, kürzlich verstorbener indischer Advaita Lehrer in der Tradition von Nisargadatta Maharash

Ramesh Balsekar, auf dessen Lehre OM C. Parkin sich häufiger bezieht, stellt dem denkenden Geist das Konzept des arbeitenden Geistes gegenüber, ein Konzept, das der Autor als sehr wertvoll erachtet. Im Gegensatz zum denkenden Geist, welcher die Ich-Identifikation entstehen lässt, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verhaftet ist und das Leiden des Menschen erzeugt, bezeichnet der arbeitende Geist die reine Intelligenz, wie sie im Dienste des Gesamtorganismus in diesem Moment ihre Arbeit tut und die Aufgaben erledigt, die in der Welt zu tun sind. Dieses Konzept differenziert die häufig als bedrohlich empfundene Aussage, dass das Ich bzw. der Geist sterben muss, dahingehend, dass, wie OM C. Parkin sagt, zwar der Ich-Geist als eigenständige Identität sterben muss, aber der Geist als Diener des Einen bleibt. Letzterer ist eingebettet in die Sicht des Ganzen und frei von der Vorstellung eines individuellen Denkers oder eines persönlich Handelnden. „Es gibt einen Weg zu gehen, Gehen geschieht, aber es gibt keinen Reisenden. Alle Geschehnisse sind Vorgänge im Ablauf der Totalität.“ Von Ramesh Balsekar stammt auch der von OM C. Parkin gelegentlich verwendete Begriff des „Körper/Geist Mechanismus“ für den intelligenten Organismus des Menschen.

                                                                                                                                         

 

Mariana Caplan, amerikanische Autorin spiritueller Sachbücher

Marianan Caplan ist Schülerin des kürzlich verstorbenen jüdisch-amerikanischen Lehrers Lee Lozowick, der in der indischen Baul-Tradition lehrte und gerne sehr deutliche Worte benutzte. Er wird von OM C. Parkin mit seinem an die vielen von Sri Poonjaji frühzeitig für erleuchtet erklärten Schüler gerichteten Ausspruch zitiert: „Ihr widerlichen Kerle, die ihr glaubt, ihr wäret Lehrer, weil ihr in Indien wart, drei Tage bei Poonjaji, der euch erzählt hat, ihr wäret erleuchtet.“

Mariana Caplan befasste sich u. a. in ihrem Buch The Guru Question eingehend mit der Frage, wer der wahre spirituelle Lehrer, der Guru, wirklich ist, und ob und warum ein Mensch, der nach Wahrheit und Erkenntnis strebt, seine Hilfe benötigt. Im Westen ist der Begriff des Gurus nahezu zu einem Schimpfwort heruntergekommen, das einen falschen Lehrer, einen Scharlatan, bezeichnet. Der wahre Guru existiert in der westlichen Kultur gar nicht, wird verleugnet und ausgeblendet. Mariana Caplan bezeichnet die westliche Kultur als eine spirituelle Wüste, in der es den Menschen überwiegend an Interesse, und wo Interesse vorhanden ist, aufgrund nicht vorhandener spiritueller Erziehung an Wissen fehlt, um zwischen echt und unecht unterscheiden zu können. Mit dem Ergebnis ihrer Forschungsarbeit auf diesem Gebiet bestätigt sie vollkommen die Darstellung dieser Thematik von OM C. Parkin.                                              

 

 

Andrew Cohen, amerikanischer Lehrer, einstmals Schüler von Poonjaji

Andrew Cohen wird insgesamt sehr kritisch betrachtet. So wird z. B. seine Behauptung, Erleuchtung müsse sich in ethisch korrektem Verhalten ausdrücken, ad absurdum geführt, da aus Regeln für „erleuchtetes Verhalten“ ein Bild davon entsteht, wie Erleuchtung auszusehen oder wie sie sich in der Welt zu manifestieren hat. OM C. Parkin weist daraufhin, dass der wahre Lehrer sich in einem natürlichen Zustand befindet und aus diesem heraus spontan handelt. Er ist nicht an Vorbildfunktion interessiert. Lao Tse sagte: Als das Tao verlorenging, kam die Moral (die aus Konzepten des denkenden Geistes besteht). Cohens Gegenüberstellung von „egoistischer Erleuchtung“ und „wahrer Erleuchtung“ stellt in den Augen des Autors gleichfalls eine Absurdität dar. „Egoistische Erleuchtung“ gibt es nicht, dies ist lediglich ein Ausdruck des Ich-Geistes. Auch Andrew Cohens Idee, er habe Erleuchtung neu definiert, indem er sie mit der Evolution in Verbindung brachte, und seine Kritik an der Advaita-Lehre als reiner Seins-Lehre, die den Aspekt des Werdens nicht einbezieht, lassen sich nicht halten, wie OM C. Parkin in seinen Ausführungen nachweist.

Andrew Cohen nahm die Tatsache, dass sein Lehrer Sri Poonjaji neben ihm selbst eine große Anzahl von Schülern für „erleuchtet“ erklärt hatte, zum Anlass, Poonjaji als letzten Lehrer in Frage zu stellen. Nachdem Poonjaji ihn zurückgewiesen hatte, verließ er ihn und suchte bei allen möglichen anderen Lehrern nach Bestätigung für seine „erleuchtete Sicht“. OM C. Parkin sieht in Cohens Beziehung zu seinem Lehrer das Wirken der Leidenschaft des Zweifels und den damit einhergehenden Realitätsverlust.

                                                                                                                                 

 

Sigmund Freud, Begründer der Psychoanalyse

Das von Sigmund Freud eingeführten Konzept von Ich und Über-Ich spielt eine wichtige Rolle bei der Erforschung des psychologischen Ichs, des denkenden Geistes in der „kleinen Selbsterforschung“. Diese urteilsbildende innere Instanz erweckt den Eindruck, über dem Ich zu stehen und gibt sich nicht als ein von ihm abgespaltener Teil, der seinen selbstgerechten Herrschaftsanspruch repräsentiert, zu erkennen. Sie ist verantwortlich für alle ungeprüften Überzeugungen, Meinungen, Weltsichten und Gottessichten. Ihr Scheinwissen ist Unwissen. Sie ist die Instanz, die dem Gott des normalen Menschen „Gottvater“, dem Gewissen und der Moral entspricht. Ein wichtiger Aspekt des Über-Ichs ist in Freuds Forschung und Lehre die Kontrolle der Triebe, denn der in OM C. Parkins Augen bei Freud sichtbare Mangel an Urvertrauen lässt natürliche Kräfte bedrohlich und böse erscheinen. Das Über-Ich, d. h. der denkende Geist, stellt sich über die drei Steuerungszentren des Menschen (siehe Gurdjieff), besetzt sie und behindert ihren natürlichen Fluss mit seiner Kontrolle und seinen Verurteilungen.

Freuds große Begrenzung liegt in seinem Materialismus, der ihn das Seelische als einen „Vorgang sehen lässt, der auf Gehirntätigkeit beruht und vom neuronalen Geschehen nicht zu trennen ist“. Seine aus der Aufklärung hervorgegangene rationale Welt- und Selbstsicht führte zur umgekehrten Version der Prä/Trans-Verwechslung (Siehe Ken Wilber), zur Trans/Prä-Verwechslung, und machte ihn zu einem typischen „Reduktionist“, der transrationale, transpersonale Erfahrungen zu Phänomenen vorrationaler, mythengläubiger Religiosität erklärt und reduziert.       

 

 

George Iwanowitsch Gurdjieff, armenischer Mystiker und Lehrer des 4. Weges

OM C. Parkin beschäftigt sich eingehend mit der Lehre von George Gurdjieff, die er in seine eigene Lehre von der Wissenschaft des Menschen einbindet und vervollkommnet. Er stimmt Gurdjieffs Aussage zu, dass Menschen, solange sie nicht innere Arbeit betreiben, blind und unbewusst wie Maschinen funktionieren. Wie Gurdjieff beschreibt er drei feinstoffliche Steuerungszentren, die jeweils einen der drei Körper des Menschen (den physischen, emotionalen oder mentalen Körper) steuern. Während ihres Entwicklungsprozesses kommt es zu Fixierungen in den einzelnen Zentren, die den energetischen Fluss und die Kommunikation zwischen den Zentren stören und weitere Entwicklung verhindern. Jedem dieser Zentren ordnet Gurdjieff einen traditionellen spirituellen Entwicklungsweg zu, der über die Fixierung in dem jeweiligen Zentrum hinausführt. Dem physischen Zentrum wird der Weg des Asketen zugeordnet, der die sinnlich-körperliche Verhaftung an die materielle Welt zu überwinden sucht, dem Emotionalzentrum der Weg des Mönchs, der sich aus emotionaler Verklärung lösen will, dem mentalen Zentrum der Weg des Yogi, der aus der Fixierung im Mentalzentrum durch Versenkung und Meditation in die Stille führt. In der indischen Tradition entsprechen dem die Wege des Karma Yoga (selbstloses Handeln), des Bhakti Yoga (Hingabe) und Jnana Yoga (Wissen und Erkenntnis).

Der 4. Weg, den auch OM C. Parkin lehrt, arbeitet an allen drei Zentren gleichzeitig und bildet ihre Fähigkeiten gleichmäßig aus. Er bildet die Essenz und Vervollkommnung der drei traditionellen Wege und beseitigt die Blockaden, die während der Entwicklungsprozesse der drei Zentren entstanden sind. Nur die bewusste Anstrengung innerer Arbeit führt zur „zweiten Inkarnation“, zur Wiedergeburt im non-dualistischen, transpersonalen Bewusstsein, dem Bewusstsein des Selbst. Hier klingen die Worte Jesu im Johannes-Evangelium an: „Ihr müsst von neuem geboren werden.“     

 

 

Jesus Christus, als Begründer der christlichen Religion betrachteter, im christlichen Glauben von einer Jungfrau geborener einziger Sohn Gottes.

Jesus Christus erscheint in „Intelligenz des Erwachens“ als Weisheitslehrer, als erleuchteter Meister, dessen Lehre universales Wissen aus der unbegrenzten integralen göttlichen Intelligenz vermittelt und im Urchristentum noch unverfälscht weitergegeben wurde. Nach dem Eingreifen der Kirchenväter (siehe Augustinus) entfernte sich die Lehre immer mehr von ihrem Ursprung und erstarrte schließlich in den festen Strukturen und Dogmen einer etablierten Religion und Kirche, der es in immer stärkerem Maße um Machtpolitik ging. Die lebendige Lehre von Weisheit und Liebe wurde zu toter Wissensvermittlung und Machtausübung, die zum Teil extreme Formen annahm und ein Klima der Angst statt der Liebe erzeugte, der von der Kirche geschürten Angst vor einem strafenden Gott. OM C. Parkin sieht in der versteinerten Erstarrung der Kirche nicht nur geistige Anmaßung, wie sie z.B. im Unfehlbarkeitsanspruch päpstlicher Dogmen als eine Art vom Über-Ich geschaffene Imitation erleuchteten Verstehens zum Ausdruck kommt, sondern auch einen über die Jahrhunderte erstarrten Schauer von erkalteter Angst: Die Angst des Geistes, die Angst der Mächtigen vor der abgelehnten weiblichen Seele (siehe Augustinus), die das Unberechenbare, für den Machterhalt Zerstörerische, Leidenschaft, Schwäche und Chaos repräsentiert.

In „Intelligenz des Erwachens“ wird beschrieben, wie sich mit der Verfälschung seiner Lehre durch die Kirche auch das Bild Jesu im Bewusstsein des christlichen Kollektivs veränderte. Während sich im Urchristentum Abbildungen finden, die Jesus in heiterer Gelassenheit als Heiler und als Lehrer in weißer Philosophenrobe zeigen, wandelt sich das Jesus-Bild der Kirche immer mehr zum Bild des Gekreuzigten, das Kreuz wird zum Symbol des Christentums, der Schwerpunkt verschiebt sich vom Leben zum Tod. Leiden und Schmerz treten in den Vordergrund und verdrängen die Auferstehung aus dem Bewusstsein. Das Reich Gottes wird ins Jenseits verschoben, während Jesus verkündete: Das Reich Gottes ist in euch. Im Hinblick auf die Kreuzigung  wird aus der Sicht des Autors allzu häufig übersehen, dass der äußere Ablauf der Ereignisse ein inneres Geschehen spiegelt, das sich in jedem Menschen ereignen kann, ein Geschehen, in dem auf eine innere Kreuzigung (des Ich-Geistes) eine innere Auferstehung (im Selbst) folgt. So gesehen ist die Kreuzigung nicht das Symbol eines ewigen Leidensfluches des Menschen,  wie es Theologen wie Augustinus gesehen haben, sondern die Kreuzigung ist der Anfang des Erwachens des Menschen.                                     

 

Carl Gustav Jung, Schweizer Psychoanalytiker, ehemals Schüler von Freud

Im Gegensatz zum „Reduktionist“ Freud sieht OM C. Parkin in seinem abtrünnigen Schüler Carl Gustav Jung einen „Elevationist“, der an der Prä/Transverwechslung litt und vorrationale Archetypen, die Vorformen des denkenden Geistes darstellen, zu mystischen Erfahrungen verklärte und erhöhte, gleichzeitig aber die Begegnung mit Ramana Maharshi, dem wohl größten Mystiker des letzten Jahrhunderts vermied. OM C. Parkin weist daraufhin, dass Jungs Archetypen nicht dem entsprechen, was er selbst als kollektive Vorstellungen des Geistes, tiefgreifende menschliche Grundthemen, auf denen die individuelle Erfahrung beruht, bezeichnet, wie z. B. im christlichen Kollektiv Gottes- oder Teufelsvorstellungen.

Eine lange Fußnote setzt sich mit Jungs Verhältnis zu Ramana Maharshi auseinander. Jung sah in Ramana einen „Typus“, der keine Einmaligkeit besitzt, der die „Melodie des seelischen Leben Indiens“ verkörpert, dem er auf seinen Reisen in Indien überall begegnet ist und den er deswegen nicht aufzusuchen braucht. Aus der Sicht OM C. Parkins stellt er sich damit ähnlich wie die „Nicht-Lehrer“ auf einen absoluten Standpunkt, von dem aus alle Unterschiede in der relativen Welt verschwinden. Es ist keine Differenzierung mehr nötig, gibt keine Hierarchien. Es spielt keine Rolle, ob er „die Melodie“ in den Augen eines Dorfjungen oder in den Augen Ramana Maharshis sieht. Jung unterstellt außerdem, dass Ramana den Widerspruch zwischen Heiligkeit und Menschlichkeit nicht transzendiert habe, sieht bei ihm Körperfeindlichkeit statt Körpertranszendenz und erkundigt sich bei einem Schüler Ramanas, aus welchen konkreten Aktivitäten Ramanas man auf seine Realisation schließen könne. OM C. Parkin erkennt in seinem Verhalten und seiner Argumentation das Wirken und die Zweifel eines denkenden Geistes, der im Körperzentrum und nach den Lehren des Enneagramms im Archetyp des Heiligen fixiert ist, der das Wesentliche vermeidet und im Konkreten nach Anhaltspunkten sucht.                                                      

 

 

„Nicht-Lehrer“:  Jiddu Krishnamurti; U. G. Krishnamurti; Stephen Harrison     

Der Autor beschäftigt sich eingehend und kritisch mit dem Phänomen des „Nicht-Lehrers“, d. h. eines Lehrers, der zwar in der Rolle des Lehrers auftritt, diese Rolle aber gleichzeitig ablehnt und sich stattdessen z.B. als „spiritueller Freund“ bezeichnet. Sowohl Ramana Maharshi als auch Jiddu Krishnamurti, einer der großen Weisheitslehrer der neueren Zeit, sagten von sich, sie hätten keine Schüler, weil es keinen Lehrer gibt. Aus der Sicht von OM C. Parkin meinten jedoch beide nicht dasselbe. Während Ramanas Lehre die Transzendenz von allem, auch des Schüler/Lehrer-Konzeptes darstellt, zeigt sich für ihn in Krishnamurtis Ablehnung des Lehrers eine Begrenzung, die aus seiner persönlichen Geschichte resultiert, in der er von der theosophischen Gesellschaft als der große Weltenlehrer aufgebaut werden sollte. Er wies das in einer mutigen Rede zurück, aber blieb im Gegenpol stecken, indem er gegenüber der unpersönlichen Kraft der Autorität eine persönliche Antihaltung einnahm. Er wurde paradoxerweise zum Lehrer von Tausenden von Schülern, war aber nicht bereit, den Widerspruch in seiner Lehre, auf den er z.B. von AnandamayiMa in einer Begegnung hingewiesen wurde, zu sehen. Einer ihrer Schüler kommentierte: Während sein Weg mit Sicherheit von Wert ist, so akzeptiert er nicht den Wert anderer Annäherungen als der seinen.                                                                            

Einer seiner indischen Schüler war der gleichnamige U. G. Krishnamurti, der später selbst in der Rolle des radikalen Nicht-Lehrers lehrte und lebenslang in einer Haltung, die nicht von pubertären Zügen frei war, gegen die Autorität seines Lehrers revoltierte und nicht einmal die Autorität eines Ramana Maharshi gelten ließ. Dieser hatte ihm auf die Frage, ob er ihm „Erleuchtung geben könne“ geantwortet: „Ich kann sie dir geben, aber kannst du sie nehmen?“ Das erschien dem Geist von U. G. Krishnamurti als eine solche Arroganz, dass er Ramana nie wieder aufsuchte.                                                                              

Im Zusammenhang mit dieser Thematik geht der Autor besonders auch auf den jüngeren amerikanischen „Nicht-Lehrer“ Stephen Harrison ein, der die Schüler/Lehrer-Beziehung und das ihr innewohnende hierarchische Prinzip als eine überholte, dysfunktionale Struktur ablehnt und der Lehre eine freie Kommunikation auf Augenhöhe gegenüberstellt. Damit wird der Hierarchie in der Lehre ironischerweise eine einseitig heterarchische (nebeneinander stellende) Sichtweise hierarchisch übergeordnet. Seine Argumentation erscheint OM C. Parkin beeinflusst durch die Besessenheit des amerikanischen Geistes mit Geld – Sex – Macht, in denen Harrison die Triebfedern eines spirituellen Lehrers sieht. Er verallgemeinert den spirituellen Lehrer schlechthin als den „falschen Lehrer“ und den spirituellen Schüler, der, wie OM C. Parkin in seinem Buch erläutert, drei Phasen bis zu seiner Reifung durchläuft, als den in der ersten Phase befindlichen „Kind-Schüler“, der seine Autorität an einen Missbrauch treibenden Lehrer abgibt und noch nicht einmal wirklich spiritueller Schüler genannt werden kann.

Hierarchie und Heterarchie sind zwei gleichwertige Gegensätze, die als männliches und weibliches Prinzip in der Schöpfung zusammenwirken. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesen beiden Prinzipien fehlt jedoch bei Harrison vollkommen. OM C. Parkin erkennt darin ein persönliches ungelöstes Autoritätsproblem, das entweder zur Übernahme der Rolle eines Nicht-Lehrers oder der Rolle einer Missbrauch treibenden Autorität führt. In beiden Fällen handelt es sich um ein Nicht-Anerkennen und ein Nichtverständnis natürlicher evolutionärer Hierarchien.     

 

Ken Wilber, amerikanischer Philosoph und Bewusstseinsforscher                                                                                               

Besonders ausführlich setzt der Autor sich mit dem Philosophen und Bewusstseinsforscher Ken Wilber auseinander, auf dessen Werk er häufiger Bezug nimmt, wo sich wesentliche Übereinstimmungen mit seiner eigenen Lehre zeigen. Hier ist besonders die Betonung der Wissenschaftlichkeit bei der Selbsterforschung zu nennen. Der „innere Wissenschaftler“ wird von Ken Wilber als ein „Forscher  im Labor seines eigenen Bewusstseins“ bezeichnet, die Mystik als „innere Wissenschaft“. Oft benutzt der Autor auch den von Wilber eingeführten Begriff der  „Prä/Trans-Verwechslung“, der darauf  hinweist, dass prä-rationale kindliche Vorleidenszustände sehr oft mit spirituellen Einheitszuständen, die das Leiden transformiert haben, verwechselt werden.

Bei aller Wertschätzung von Wilbers Werk als „großartiges Zeugnis der Erforschung des Spektrums des Bewusstseins“ äußert der Autor jedoch in einer mehrere Seiten umfassenden Fußnote auch schwerwiegende Kritik an Wilbers Werk als eine tendenziell theoretische Philosophie, die nicht der Erfahrung und der Selbsterforschung entspringt, sondern auf logischen Schlüssen beruht, Anzeichen von Intellektualismus aufweist und dem Geschmack nach weibliche Qualitäten vermissen lässt oder sogar abwertet, und so eine gewisse Einseitigkeit zeigt.    

 

22. August 2012                                                                       

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