Mediathek filtern nach

Der Scharlatan

WeltenseeleBleib in Kontakt

Melde dich zum Newsletter oder zu den wöchentlichen Zitaten an und erhalte das Audio "Die Große Stille" aus der 4er-CD "Aus der Tiefe der Weltenseele - Weisheitstexte gelesen von OM C. Parkin" - gratis als mp3 Download!

Die Imitation des heiligen Narren im Spiegel des Enneagramms

Das Enneagramm (griechisch: ennea – neun, gramma – Buchstabe) ist ein esoterisches Symbol, eine esoterische Kosmologie; es beschreibt grundlegende Gesetzmäßigkeiten des Universums. Im Westen tauchte es zuerst in der Arbeit des armenischen Mystikers G. I. Gurdjieff (1865-1949) auf. Seit Ende der 60er Jahre ist das Enneagramm bekannt geworden durch den bolivianischen Mystiker Oskar Ichazo, sowie seinen früheren Schüler Claudio Naranjo, ein chilenischer Psychiater und spiritueller Lehrer. Neun Punkte auf einem Kreis stehen für neun „Fixierungen“ des menschlichen Geistes, auch Charakterfixierungen genannt, die die Realität nur aus einem bestimmten Blickwinkel  und damit ausschnittsweise und verzerrt wahrnehmen. Das daraus entstandene Trugbild der Wirklichkeit wird für wahr gehalten und bildet die Basis für einen bestimmten Persönlichkeitsstil. Subjektive Enneagramme beschreiben Realitätsverluste persönlicher Welten, während objektive Enneagramme die Realität beschreiben, wie sie IST. 
    
Quelle: Auszug aus advaitaJournal Vol 6, Frühjahr/Sommer 2002                                                                                          

Warum Täler durchwandern, wenn ich zum nächsten Gipfel überspringen kann?
Wozu noch leiden, wenn ich (in Gedanken) schon glücklich bin?
Warum noch die Mühsal eines steinigen Weges auf sich nehmen, wenn das Ziel (in Gedanken) schon erreicht ist?
Wozu noch Realität leben, wenn ich (in Gedanken) alles schon gelebt habe?

Dies sind wesentliche Fragen, die von einem Ich gestellt werden, das an Punkt Sieben des Enneagramms fixiert ist (Ennea-Typ 7). Das Enneagramm der Charakterfixierungen beschreibt an diesem Punkt die Landkarte eines Ichs, das sich die Maske des Narren aufsetzt, um so den Archetyp des heiligen Narren nachzuahmen. Es ist dies eine von neun verschiedenen im Enneagramm der Charakterfixierungen gezeigten Strategien, die das Ego-Ich verfolgt, um den tief innen empfundenen Seins-Mangel, sowie die damit verbundene innere Öde zu kompensieren und nicht zu fühlen.
Der Ennea-Typ 7 steht für eines der drei angstdominierten Ich-Konzepte (Punkte 5,6 und 7). Im Enneagramm spricht man von Angstfixierungen. Angst wird in den Lehren des Enneagramms als eine der drei grundlegenden emotionalen Reaktionen des Ichs auf seinen Verlust der göttlichen Einheit genannt. (Die beiden anderen sind „Zorn“ und „Unerfüllte Liebe“.)

In den Welten der Phantasie, die sich sowohl aus einer in dem Moment eingebildeten Vergangenheit (…), oder auch aus einer eingebildeten Zukunft zusammensetzen können, sucht die Sieben danach, das in der Realität verloren geglaubte Glück, Freiheit und Leichtigkeit wiederzufinden. Federhafte Leichtigkeit ist eine der natürlichen Wesensmerkmale des heiligen Narren als eine der neun göttlichen Archetypen des Enneagramms, die sich durch die menschliche Form offenbaren, wenn die Idee eines persönlichen Ichs gestorben ist. 

Das Siebener-Ich in der Verkleidung des Komikers fällt dadurch auf, dass es immer dann besonders witzig wird, wenn die Gefahr einer intensiven inneren Berührung durch „pessimistische“ Emotionen (eine typische Interpretation dieses Ennea-Typs) wie Angst, Schmerz, Trauer oder Verzweiflung besteht. Derartige Gefühle passen nicht in das Selbstbild eines Ichs, das sich der Welt und sich selbst als Narr darstellen möchte: „Ich bin eine angeborene Frohnatur“. So wird der Humor missbraucht, um Distanz zu den eigenen Gefühlen zu schaffen und damit die Nähe zu sich selbst zu vermeiden. Immer wieder zieht es die Sieben mit falschem Witz zurück an die Oberfläche und sie entkommt in selbstgeschaffene rationale Welten, welche die ersehnte Leichtigkeit, die Freiheit und Grenzenlosigkeit fast perfekt vortäuschen. 

Der ganze Artikel ist als PDF-Download zu erwerben unter

www.advaitamedia.com

 


advaitaJournal Vol. 06
Der heilige Narr
Magazin, 76 Seiten, advaitaMedia 2002

Themenschwerpunkt dieser Ausgabe ist die spirituelle Dimension der Figur des Narren. Humorvoll (dem Leser) auf der Nase herumtanzend, in der ihm eigenen widersprüchlichen Art, verweist der heilige Narr auf die Begrenzungen des denkenden Geistes, zielt auf die Lügen des argumentierenden Verstandes, auf das Gespalten-Sein der Vernunft. Das ist heilig, heilend, heil im Sinne von ganz.

Zum Heft

www.advaitamedia.com

drucken nach oben