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Das Juwel der Stille

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Auszug aus Darshan mit OM C. Parkin, 26. Januar 2007, Berlin

Es geht mir zunächst immer vor diesen Begegnungen im Darshan so, dass es für mich innerlich so ist, dass ich gar nichts zu sagen habe. Und es ist tatsächlich so, dass es einen Ort gibt, an dem es nichts zu sagen gibt, an dem es nichts zu tun oder zu lassen gibt, an dem alles einfach so ist wie es ist. Und doch möchte ich ein paar Worte über etwas sprechen, über das man eigentlich nicht sprechen kann. Ich komme aus einer Lehre in einer stillen Tradition und in dieser stillen Tradition wird das Wissen weitergegeben über die Stille, über den stillen Geist, darüber, dass der endgültige Frieden, den sich alle Menschen ersehnen, in dieser Stille zu finden ist. Eine Lehre über die Stille kann es nicht geben, denn wie gesagt, in der Stille gibt es nichts zu sagen oder zu lehren. Diese Stille hat auch keine Eigenschaften. Sie ist nicht fröhlich oder traurig, sie ist weder ernst noch humorvoll, sie ist einfach nichts von alledem. Worüber es jedoch etwas zu lehren gibt ist das, was im Menschen dieser Erfahrung und letztlich der Realisation dieser tiefsten Stille im Wege steht. Man könnte also sagen, dass sich die Lehre auf dem inneren Weg, dass sich die Weisheitslehre an den Lärm des Menschen richtet, nicht an die Stille, um zu erforschen, was es ist, was diesen Lärm im Menschen verursacht, und wie es sein kann, dass sich ein Großteil der Menschen so daran gewöhnt hat, dass es so normal für sie ist, in diesem unglaublichen Lärm zu leben, dass sie nicht einmal mehr ein Bewusstsein darüber haben, dass sie im Lärm leben.

Ich glaube, es war Eckhart Tolle, der es so ausdrückte: „ Es war, als hätte jemand diesen ewig summenden Motor des Kühlschranks plötzlich ausgeschaltet und ein Leben lang summte der Motor dieses Kühlschranks und ich wusste es nicht einmal, dass er summte.“ Du weißt doch wie das ist, wenn du ein Leben lang mit einem summenden Kühlschrank in der Küche bist! Du hast dich an den Lärm gewöhnt. Und dieser Lärm, diese ständige innere Aktivität, die in dir geschieht, ist ein Ausdruck dieses Lärms und dieser Lärm kommt von einer Kraft, die wir den Geist nennen.

Nun ist die Stille zunächst für die meisten Menschen eigentlich nicht besonders attraktiv. Die Stille hat aus dem normalen Bewusstseinszustand eines Menschen, der nach Glück in der Welt strebt, eigentlich nichts zu bieten. Stille, na und? Was hab ich davon? Die Stille ist nicht nur nicht attraktiv für die Menschen, es zeigt sich auf dem inneren Weg sogar - wenn Menschen bereit sind, wirklich wissen zu wollen und sich der Wahrheit anzunähern - dass das, was wir Stille nennen, nicht nur nicht attraktiv ist, sondern dass die Stille für einen Ort steht, vor dem wir sogar Angst haben. Und das ist das eigentliche große Rätsel, dem wir auf dem inneren Weg begegnen, dass die Menschen Angst haben vor dem, was sie eigentlich glücklich macht. Sie laufen vor dem, was sie wirklich zutiefst glückselig machen würde, weg.

Lass uns noch ein paar Worte über dieses eigentliche Rätsel sprechen, denn das ist ein ganz großer Knoten im Geiste der Menschen, die zunächst nicht wissen, was diese Stille ist und welches Juwel in dieser Stille für sie verborgen liegt. Ich sagte schon: „Die Stille ist nicht attraktiv und möglicherweise sogar bedrohlich.“ Vielleicht kennst du die Situation in der äußeren Welt: Du bist ausnahmsweise mal nicht im Zentrum von Berlin sondern bist irgendwo im Wald oder hast dich irgendwo in ein Wochenendhaus zurückgezogen und wie oft höre ich das von Menschen: „Ich habe mich so nach dieser Stille gesehnt, aber als sie dann eintrat, konnte ich sie kaum aushalten. Sie war kaum erträglich.“

Je stiller es im Außen wurde, desto aktiver wurde dieser Geist. Es ist wie bei Menschen, die sich zu Beginn hinsetzen um zu meditieren und eigentlich ist das ja der Stille gewidmet. Und was passiert? Zunächst werden sie vom Geist überfallen. Es gibt also etwas in den Menschen, das offensichtlich darauf angelegt ist, Lärm zu verursachen, das irgendwie darauf angelegt ist, in Bewegung zu bleiben, aktiv zu bleiben, sich zu beschäftigen, die Aufmerksamkeit irgendwie zu binden. Und wenn ein Mensch auf dem inneren Weg ist, dann beginnt er diesem inneren Treiben auf die Spur zu kommen und stellt fest, dass dieses innere Treiben eigentlich von einer tiefen inneren Bedrohung herrührt. Wenn es plötzlich ganz still wird, dann ist nichts mehr da. Es ist nicht mehr das da, was du kennst. Vielleicht wird es dunkel und eigentlich sind das bereits Signale für den Tod. Und das ist es auch, was die Menschen zunächst mit Stille assoziieren, und der Grund, warum sie so viel Aufwand betreiben, vor dieser Stille zu flüchten, in die äußere Welt. Diese Stille symbolisiert und repräsentiert für sie in ihrem Geist den Tod. Und es scheint so zu sein, als müssten wir mit dem Tod eine Begegnung haben. Es scheint so zu sein, als müssten wir mit dem Tod eine innere Begegnung zulassen um diese Stille - die sich zunächst als Totenstille innerlich zeigt - in Empfang zu nehmen.

Wir können zunächst das, worauf dieses Wort Stille nur hindeutet, nicht unterscheiden von Totenstille. Und um diese Unterscheidung zu treffen, müssen wir durch diese innere Schicht gehen, die in jedem Menschen begraben liegt unter all den Beschäftigungen des täglichen Lebens, unter all den Ablenkungen, mit denen wir unser Leben verbringen und der Müdigkeit, die das verursacht. Wir müssen auf eine Schicht treffen, die ich einfach die Totenstille nenne, und diese Totenstille wird von Meditierenden berührt, sie hat etwas Lebloses. Ich beschreibe sie manchmal als den Schatten des falschen Lebens, als den Schatten des falschen, bunten, nach außen gekehrten Lebens, das die Menschen führen, wenn sie die Innerlichkeit vergessen. Dann hinterlässt diese Außenkehr im Innen einen Schatten, eine Schicht, die sich unlebendig, öde und langweilig anfühlt. Und wenn die Menschen sie berühren, dann möchten sie zunächst nichts anderes, als wieder weg davon und an die Oberfläche zurückkehren. Und wenn Menschen dann ernsthaft genug sind, um in dieser Verinnerlichung, in dieser Selbstversenkung dieser Schicht zu begegnen und mit ihr zu verweilen, dann kann sich eben diese Totenstille in den Menschen wandeln in eine pulsierende Stille. Und dieser Zustand ist so etwas wie das Leben, Leben vom Grund des Meeresbodens. Stell dir vor: du lebst am Grunde des Meeresbodens und oben hörst du die Wellen des Lebens plätschern, die ganzen hektischen Wogen des Lebens – inneren wie äußeren Lebens – und dein Aufenthaltsort ist der Grund des Meeres und paradoxerweise, bist du wie am tiefsten Grunde des Meeres und gleichzeitig nicht entfernt von der Oberfläche des hektischen Alltags und des hektischen Lebens.

AUSZÜGE AUS EINEM DARSHAN MIT OM C. PARKIN AM 26. JANUAR 2007 IN BERLIN
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